Gastkommentar

Die solare Weltrevolution – Gastkommentar von Franz Alt

Bild Franz Alt Gastkommentar von Franz Alt
23.04.2024, 00:00 Uhr



Baden-Baden In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht goodnews4.de Beiträge von Gastkommentatoren. Zum engeren Kreis gehören der Baden-Badener Bestsellerautor Franz Alt und Thomas Bippes, Professor für Medien- und Kommunikationsmanagement an der SRH Fernhochschule – The Mobile University sowie Gesellschafter einer Online Marketing Agentur in Baden-Baden, der sich insbesondere den Themen der Digitalisierung, IT und Künstlichen Intelligenz zuwendet.

Franz Alt ist Journalist und Bestsellerautor und lebt in Baden-Baden. Er ist Herausgeber von www.sonnenseite.com.


Kommentar: Franz Alt Die Kriege der letzten zwei Jahrhunderte stellen uns vor diese Alternative: «Kriege um Öl oder Frieden durch die Sonne». Das Buch mit diesem Titel schrieb ich 2003. Um die Sonne kann kein Mensch je einen Krieg führen. Sie hat einen Sicherheitsabstand zu unserer Erde von 150 Millionen Kilometern.

Die Sonne gehört allen. Sie ist nicht monopolisierbar. Es gibt keine RWE-Sonne und keine Eon-Sonne und keine Shell-Sonne. Das war schon vor 2.000 Jahren die große Erkenntnis des wunderbaren jungen Mannes aus Nazareth, der in seiner Bergpredigt sagte: «Die Sonne unseres himmlischen Vaters scheint für alle». Es ist das größte Friedensversprechen aller Zeiten. Da kommt kein Kriegsherr und kein sonstiger Kapitalisten-Gauner jemals ran.

 

Deshalb wird die jetzt begonnene solare Weltrevolution die erste globale wirklich friedliche Revolution aller Zeiten sein. In einer Stunde schenkt uns die Sonne so viel Energie wie die gesamte Menschheit heute in einem Jahr verbraucht. Das macht sie kostenlos, umweltfreundlich und für die nächsten viereinhalb Milliarden Jahre – haben die Astrophysiker ausgerechnet. Und sie scheint ausnahmslos für alle Menschen. Die Sonne scheint auf jedes Dach. Worauf warten wir eigentlich noch?

Die alte fossile Energiewirtschaftg ist eine Ökonomie des Todes, was uns der Klimawandel immer dramatischer und drastischer zeigt.

Die jetzt beginnende solare Energierevolution in Folge des Klimawandels wird vieles auf den Kopf stellen: In Deutschland die Autoindustrie und die alte Energiewirtschaft, in Russland die Öl- und die Gaswirtschaft, in den Golfstaaten die Ölindustrie, in Australien, China, Indien und in Polen die Kohlewirtschaft und in Frankreich die Atomwirtschaft.

Dabei gilt: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Die deutsche Autoindustrie spürt schon seit Jahren wovon die Rede ist. Denn sie hat beim Umstieg auf das Elektroauto zu lange geschlafen und steht jetzt vor großen Problemen einer raschen Transformation.

Doch immerhin wurden allein in Deutschland bisher über 400.000 Balkon-Kraftwerke installiert. Im letzten Jahr hatten wir hierzulande bereits 54 Prozent grünen Strom über die gesamte Symphonie der erneuerbaren Energien: über die Sonne und die indirekten Sonnenenergiequellen Wind, Wasserkraft, Bioenergie, Geothermie sowie Wellen- und Meeresenergie.

Alles, was wir heute über die Sonne und ihre Kraft wissen, ist keine neue Erkenntnis und die entsprechende Transformation hätte bei ein wenig mehr Vernunft schon längst realisiert werden können. Denn Albert Einstein bekam für die Erklärung des photovoltaischen Effekts bereits 1915 den Nobelpreis.

Doch die Öl-, Gas-, Kohle- und später die Atomindustrien waren finanziell einfach stärker und haben die Transformation verhindert, was heute das Ende allen Lebens durch die Klimakatastrophe bewirken könnte.

Ich war in diesen Tagen in Abu Dhabi. Dort konnte sich lange Zeit niemand vorstellen, dass eine Flutkatastrophe mit verheerenden Folgen wie am 16. April 2024 Wirklichkeit werden könnte. Es war dort wie im deutschen Ahrtal 2021, wo eine Flutkatastrophe über 60 Milliarden Euro Folgekosten verursachte und viel menschliches Leid. Und das war erst der Anfang.

Jetzt baut das sonnenreiche Abu Dhabi zusammen mit Deutschland, vor allem mit Siemens Energy, und anderen Industriestaaten eine zukunftsfähige Strategie für eine grüne solare Wasserstoffwirtschaft auf und strebt eine hundertprozentige Energiewende an. Die Vereinigten Arabischen Emirate werben mit 210.000 Sonnenstunden im Jahr. Ihr Weg ist eindeutig: Vom Öl zu Sonne.

Wasserstoff ist das am häufigsten vorkommende Element im Universum. Grüner Wasserstoff – erzeugt durch erneuerbare Energien – wird wahrscheinlich eine entscheidende Rolle bei den Bemühungen zur Dekarbonisierung in zahlreichen Industrien spielen. Siemens Energy ist ein Pionier auf dem Gebiet des grünen Wasserstoffs und nutzt die Proton Exchange Membrane (PEM)-Technologie, um Strom aus erneuerbaren Energien in «grünen» Wasserstoff und Sauerstoff umzuwandeln. Dabei entstehen keine CO2-Emissionen. Der Wasserstoff kann dann für den Einsatz in Brennstoffzellenautos, als Industriegas oder sogar als Brennstoff für ein Kraftwerk gespeichert werden.

In Dubai produziert schon heute die größte Solaranlage der Welt viel Energie. Bis 2030 soll dieser Mohammed bin Rashid Al Maktoum Solarpark eine installierte Kapazität von fünf Gigawatt Leistung haben und kann Strom von mehreren Atomkraftwerken ersetzen. In Dubai und in Abu Dhabi zweifelt heute kaum noch jemand daran, dass die Zukunft den erneuerbaren Energien gehört. Sie produzieren schon heute eine Kilowattstunde Solarstrom für 1,3 Eurocent.

Beim Weltklimagipfel 2023 haben erstmals auch alle arabischen Ölstaaten der Schlusserklärung zugestimmt, die besagt, dass die fossilen Energien allesamt Auslaufmodelle sind und sich die gesamte Welt, auch die arabische Welt, in den nächsten Jahrzehnten auf erneuerbare Energiequellen umstellen muss, wenn es eine Zukunft geben soll. Der rasche Wechsel zu erneuerbaren Energien ist wirtschaftlich, technisch und ethisch nicht nur möglich, sondern auch dringend nötig. Dieser Wechsel sichert zudem die Arbeitsplätze der Zukunft. Seit dem Jahr 2000 haben die Erneuerbaren global zu 12 Millionen neuen Zukunftsjobs geführt.

Diese schlichte Erkenntnis hatte bereits der deutsche Nobelpreisträger für Chemie im Jahr 1912, Wilhelm Ostwald. In seinem weitsichtigen und wichtigen Buch «Der energetische Imperativ» hatte er schon 1909 geschrieben, dass uns die «unverhoffte Erbschaft der fossilen Brennmaterialien» dazu verführt, die «Grundsätze einer dauerhaften Wirtschaft vorläufig aus dem Auge zu verlieren und in den Tag hinein zu leben».

Ostwald: Diese Brennmaterialien werden sich zwingend und unweigerlich aufbrauchen. Unendlich seien allein die erneuerbaren Energien, die «auf die Sonnenstrahlung gegründet» werden können. Allein die Sonne biete eine regelmäßige Energiezufuhr. Ohne Sonne kein Leben. Wenn die Sonne nur zwei Wochen nicht schiene, wäre alles Leben auf unserem Planeten tot. Nach nur zwei Wochen ohne Sonne.

Ostwald war vor über hundert Jahren bereits davon überzeugt, dass dieser «energetische Imperativ» wichtiger sei als der «kategorische Imperativ» des Philosophen der Aufklärung, Immanuel Kant. Richtig: «Wir können immer nur ernten, was wir säen», eine Erkenntnis aller Weltreligionen und Weisheitslehren. Wer noch immer auf fossile Energien setzt, schafft die Voraussetzung der nächsten Kriege, auch die Voraussetzung für einen Atomkrieg. Wer auf erneuerbare Energien setzt, schafft die Voraussetzung für Frieden.

Ostwalds Ideen griff der in unserer Zeit global wichtigste Solarpionier und Träger des Alternativen Nobelpreises Hermann Scheer im Jahr 2010 in seinem bahnbrechenden Buch «Der energethische Imperativ – 100 % jetzt: – Wie der vollständige Wechsel zu erneuerbaren Energien zu realisieren ist» auf.

Scheer war als SPD-Bundestagsabgeordneter weltweit der wichtigste Treiber der Energiewende. Schon vor der Tschernobyl-Katastrophe setzte sich Hermann Scheer für die solare Weltrevolution ein und gründete «Eurosolar». Anfangs wurde er dafür – wie alle Pioniere – verlacht, dann bekämpft, aber heute wird er überall als einer der wichtigsten Zukunfts-Visionäre für eine bessere und solare Welt gefeiert. Das Time-Magazin ernannte ihn zum «Mann des Jahres».




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